Die Redakteurin des Fränkischen Anzeigers Melanie Scheuenstuhl sah sich mit der Knights-Familie den Super Bowl an und schrieb den folgenden Artikel.
Sportliche Spätschicht
Die Franken Knights schlugen sich für den Super Bowl die Nacht um die Ohren
ROTHENBURG – Es ist das wichtigste Spiel in der amerikanischen Profi-Football-Liga – der Super Bowl. Weltweit verfolgten in der Nacht von Sonntag auf Montag 160 Millionen Menschen die 51. Auflage dieses Sportereignisses der Superlative. Klar, dass auch die Spieler der Franken Knights samt Trainer- und Betreuerstab sich das Spektakel nicht entgehen ließen. In der Sportsbar „Triple“ trafen sie sich zum gemeinsamen Mitfiebern und Analysieren.
Die Sympathien an diesem Abend waren klar verteilt. Die große Mehrheit der anwesenden Football-Begeisterten drückte den Atlanta Falcons die Daumen, weniger weil sie deren spielerische Stärke als ungleich höher einschätzten, sondern vielmehr aus einem Gerechtigkeitsgefühl heraus. Denn für die Atlanta Falcons war es erst die zweite Chance auf den Meistertitel. Die New England Patriots um Star-Quarterback Tom Brady standen zum neunten Mal im Saison-Finale, ein Rekord. Sie seien so etwas wie der FC Bayern München des Footballs – entweder man mag sie oder eben nicht, erklärt Angelo Ziogkos, ugendspieler bei den Franken Knights. Mit ihrem jüngsten Sieg konnten die Patriots nun zum 5. Mal die Vince Lombardi-Trophäe mit nach Hause nehmen.
Durch die Übertragung der Spiele der National Football League (NFL) im deutschen Fernsehen seit zwei Jahren, hat sich die Begeisterung für diese Sportart auch hierzulande kontinuierlich gesteigert. Der größte Wunsch für viele ist und bleibt, einmal ein NFL-Spiel live im Stadion mitzuerleben. Kati Schneck, seit 2012 Abteilungsleiterin bei der Herren-Mannschaft, durfte dies während eines Urlaubes in Amerika erleben. „In Amerika dreht sich alles um Football“, erklärt sie. Dabei beeindrucken besonders die Größenverhältnisse: Während man in Rothenburg vor durchschnittlich 1000 Zuschauern spielt, saß sie beim Spiel der New York Giants gegen die Baltimore Ravens mit 83 000 weiteren Fans im Stadion.
Die Begeisterung für den Kampf ums fliegende Ei gipfelt beim Super Bowl ins schier Unermessliche: Das gemeinsame Spielanschauen mit Familie und Freunden zu Hause wird im Land der unbegrenzten Möglichkeiten richtiggehend zelebriert. Aufgetischt werden am liebsten Chicken Wings, die mit reichlich Bier heruntergespült werden. Exzessiv wird auch die Sportveranstaltung als Werbeplattform genutzt. Die 30 Sekunden für ihre mediale Produktanpreisung lassen sich Unternehmen 5 Millionen Dollar kosten.
Für Lukas Birmann, der als bester Neuling in der Herren-annschaft vor dem großen Spiel geehrt wurde, könnte der Traum, die großen Football-Idole einmal live zu sehen, womöglich bald schon wahr werden. Genau wie sein Teamkollege Marco Ehrlinger plant er nämlich eines der vier NFL-Spiele in der kommenden Saison in London zu besuchen. Letzterer begann erst mit 19 Jahren seine Football-Karriere. Aber auch ohne Aussicht auf eine Profi-Karriere in Amerika, bleibt er dem Football auch weiterhin treu. Andere Mitspieler wiederum hegen doch noch mehr oder weniger insgeheim die Hoffnung, vielleicht einmal in die Fußstapfen der fünf Deutschen in der NFL zu treten, vor allem wenn man sich ein Beispiel an Moritz Böhringer nimmt. Er wurde nicht wie üblich als Spieler an einer amerikanischen High School von einem Profi-Team ausgewählt, sondern während seiner Zeit bei den Schwäbisch Hall Unicorns.
Foto-Gruß an Nzeocha
Für die meiste Begeisterung sorgte in der Sportsbar jedoch der deutsche NFL-Spieler Mark Nzeocha, der als Experte in der TV-Vorberichterstattung Rede und Antwort stand. Gespannt wartete die gesamte Knights-Riege darauf, dass ihr fotographischer Gruß an ihren einstigen Mitstreiter bei den Rittern auf dem großen Bildschirm gezeigt wurde.
Viele der anwesenden Spieler in der Sportsbar sind über Freunde und Bekannte zum Football gekommen. So schlug etwa dem Fußball-Torwart Lukas Birmann ein Kumpel vor, Football doch mal zu versuchen, denn etwa als „Wide Receiver“ müsse man ebenso viel mit den Händen machen. Jugendspieler Karim Ben El Ghali gefällt vor allem, dass man in dieser Sportart „richtig viel tun muss, damit man etwas erreicht“. Die einzelnen Positionen haben beim Football ganz eigene Aufgaben, so dass die verschiedensten Typen an Spielern für ein erfolgreiches Mannschaftsgefüge nötig sind. Neben den schweren, massigen Kraftpaketen braucht man deshalb auch schmale, flinke und wendige Teammitglieder. In diesem Zusammenhang gilt es auch mit einer Fehlwahrnehmung aufzuräumen. Natürlich sei Football einerseits ein Kontaktsport, bei dem es zu einer gewissen Härte kommt, räumt Fabian Schumm ein, der eine Auszeichnung erhielt, weil er sich in der laufenden Saison spielerisch am deutlichsten verbessert hat.
„Schach auf Rasen“
Anderseits werde Football als „Schach auf Rasen“ bezeichnet, fügt Stadionsprecher Wolfgang Häßlein hinzu, der bei seinen Einsätzen am Mikrophon stark auf die Erklärung von Regeln und Spielzügen setzt. Seine Überzeugung lautet: „Je mehr man von dem Sport versteht, desto mehr Spaß macht es zuzuschauen.“ Jedes Jahr werden allerdings die Regeln modifiziert, um den Sport sicherer für die Spieler und attraktiver für die Zuschauer zu machen. Football dreht sich vereinfacht gesagt um Raumgewinn und Raumverlust. Welcher Trainer die bessere Strategie hierfür hat, dessen Mannschaft geht am Ende als Sieger vom Platz. Für die Spieler ist deshalb auch ein „kluges Köpfchen“ wichtig, findet Angelo Ziogkos, denn auf dem Rasen gehe es alles andere als chaotisch zu. Dem sogenannten „Playbook“ kommt deshalb eine besondere Bedeutung in der Spielvorbereitung zu. Darin sind nämlich die Spielzüge und Laufwege der Mannschaften aufgeschrieben. Jeder Spieler hat vorgegebene Laufrouten, und es ist wichtig, dass diese genau eingehalten werden. Deshalb sollte jeder Spieler das „Playbook“ auswendig kennen, damit es während eines Spielzugs zu keinen Missverständnissen kommt.
Der vergangene Super Bowl wurde zum ersten Mal überhaupt in der Verlängerung entschieden. Wegen Schule oder Arbeit konnten nicht alle bis zum Ende in der Sportsbar bleiben. Sie verpassten dadurch den Siegesjubel von Janine Schmidt, die sich bei den Knights um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Als eine der wenigen vor Ort drückte sie den New England Patriots die Daumen. -mes- Fotos: Scheuenstuhl