Probleme mit US-Importen abgeschüttelt. Die Franken Knights spielten nach Startschwierigkeiten eine gute Regionalliga-Saison – Coach Jörg Seybold nimmt Auszeit
Unter den gegebenen Umständen war die vergangene Saison für die Franken Knights ein Erfolg. Die Rothenburger wurden als Aufsteiger Vierte in der American Football-Regionalliga. Nun geht allerdings die Ära von Coach Jörg Seybold zu Ende. Es müssen Weichen für die Zukunft gestellt werden.
Dass Football-Mannschaften in Deutschland ihre Lücken im Kader mit Amerikanern füllen, ist völlig normal. Auch die Knights machen das jedes Jahr. 2023 hatten sie aber wohl so viel Pech wie nie mit ihren US-Importen, sind sich Teammanager Klaus Sudler und HC Jörg Seybold einig. „Wir hatten auf dem Papier hochkarätige Amerikaner verpflichtet“, blickt der Head Coach zurück. Eigentlich habe er aber nur Defensive Back Brian Hopper gebrauchen können, sagt er. Ausgerechnet der riss sich im ersten Viertel des ersten Saisonspiels bei den Nürnberg Rams (3:13) ein Kreuzband.
Weitere Verletzungs- und Anpassungsprobleme gab es bei den übrigen Spielern, einige wurden sogar ausgetauscht. Darunter Quarterback Trevon Greene, der kein Passspiel auf die Reihe brachte und schon nach zwei Spielen ins Flugzeug gesetzt wurde. Diese Lücke wurde kurzfristig mit dem letztjährigen Aufstiegs-Spielmacher Robert Parks geschlossen. Und da gleichzeitig die Spieler der Offensive Line und Import-Running-Back Charles Westbrook ihre Form fanden – wobei diese beiden Dinge eng miteinander verknüpft sind –, lief es immer besser in der Offense. Nach drei Auftaktniederlagen gewannen die Knights sechs der folgenden sieben Partien. Für den Coach entscheidend war dabei allerdings die Defensive. „Die Flexibilität war sehr gut“, sagt er. Seine Spieler hätten im Endeffekt jede Verteidigungsformation gut anwenden und jederzeit auf die Stärken der Gegner reagieren können.
Sechs Siege und sechs Niederlagen standen am Ende zu Buche. Für Klaus Sudler spielten die Knights eine „zufriedenstellende, gute Saison“. Jörg Seybold geht da weiter: „Hätte es diese Probleme am Anfang nicht gegeben – wäre der Kampf um den Aufstieg nicht an uns vorbeigegangen. Das ärgert mich.“ Es ist aber nicht der Grund, warum der 47-Jährige nach acht Jahren als Trainer der Jugend und der ersten Mannschaft (seit 2018) bei seinem Heimatverein aufhört. Der Bundeswehrsoldat sei 2024 beruflich stark eingespannt, ein Traineramt könne er da unmöglich ausfüllen und nehme deshalb eine Auszeit vom Football.
Aderlass beim Coaching Staff
Für den Vorstand ist die Trainersuche deshalb die nun dringendste Aufgabe. „Jörg hat in einer schwierigen Zeit die erste Mannschaft übernommen. Er hat seitdem viel erreicht. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken“, blickt Teammanager Sudler zurück. Neben Seybold hören auch die Co-Trainer Anthony Cervizzi und Frank Hufnagel auf. „Erste Gespräche“ gebe es dieses Wochenende, sagt Sudler. Konkrete Neuigkeiten erwarte er aber erst in einigen Wochen.
Ist ein Head Coach gefunden, werde man an die Spieler herangehen und über 2024 reden. Erst dann würde man sich wieder nach US-Importen umsehen. Sudler sagt zwar, dass das Thema nach den schlechten Erfahrungen dieses Jahr „definitiv auf dem Prüfstand stehen“ werde, doch letztlich hänge das vom Trainer und dessen Vorstellungen ab. Ohne Amerikaner werde es kaum gehen.
Und das obwohl Rothenburg neben dem „größten Kader aller Zeiten“ (Seybold) auf „eine hervorrangende Arbeit“ im Nachwuchs bauen kann, durch die jedes Jahr Spieler hochrücken. Gerade wegen der recht breiten Basis sei keinem Bange, dass die Knights 2024 nicht erneut eine solide Regionalliga-Saison spielen können. „Wir wollen auf der geleisteten Arbeit aufbauen“, sagt Sudler, der mittelfristig durchaus mit der zweiten Liga (GFL2) liebäugelt.
Seybold prognostiziert sogar: „Wenn die Mannschaft halbwegs so zusammenbleibt, spielen die da oben mit.“ Die 500 bis 600 Knights-Fans, die im Schnitt die Heimspiele im Städtischen Stadion verfolgen, würde das sicher freuen.
American Football made in Rothenburg