Die Franken Knights suchen Verstärkung für ihre drei Flagfootball-Teams
ROTHENBURG – Er ist erst der fünfte deutsche Footballspieler, der es in die amerikanische Profiliga NFL geschafft hat: Für Mark Nzeocha wurde 2015 und noch einmal 2017 mit der Verpflichtung bei den Dallas Cowboys beziehungsweise den San Francisco 49ers der Traum vieler Footballspieler wahr. Und wo wurde der Grundstein für diesen außergewöhnlichen Erfolg gelegt? Genau! Bei den Flagfootballern der Franken Knights, die gerade nach Verstärkung ihrer Reihen suchen.
Eine Garantie auf eine ebenso steile Footballkarriere wie die von Mark Nzeocha, der drei Jahre lang das hiesige Flag-Team unterstützt hat, gibt es zwar nicht. Doch sich einmal genauer mit dieser besonderen Variante des Footballs zu beschäftigen, lohnt sich für Kinder und Jugendliche allemal. Aber bevor bei deren Eltern nun vor dem inneren Auge die stereotypen Bilder von zwei bulligen Footballern vorbeiziehen, die im vollen Lauf mit den – immerhin behelmten – Köpfen aufeinander prallen: „Von der Körperlichkeit ist Flagfootball vergleichbar mit Handball oder Basketball“, sagt Philipp Kimmelmann, Head Coach der Rothenburger Flag-Jugend.
Ein gezielter Angriff auf den Körper des Gegners ist nämlich verboten. Deshalb ist eine besondere Schutzausrüstung für die Spieler auch nicht erforderlich. Ebenso wenig gibt es das sogenannte „tackeln“, also das gezielte zu Boden bringen des Gegners, wie beim American Football. Stattdessen müssen dem Gegenspieler, der gerade im Ballbesitz ist, die Fähnchen – auf englisch „flag“ – abgerissen werden. So erklärt sich auch der Name dieser Football-Variante.
Die beiden Fähnchen sind an einem Gürtel befestigt, den jeder Spieler um die Taille trägt. Mittels eines Gummiverschlusses können sie ohne großen Kraftaufwand gelöst werden. Jede Manipulation daran ist selbstverständlich ausdrücklich in den Regeln verboten. Zudem darf man die eigene Flagge nicht mit dem Ball oder den Händen verteidigen.
Gründungsmitglied der Liga
1983 wurde die American Football-Mannschaft der Franken Knights gegründet. Zehn Jahre später folgten bereits die Flagfootballer. Sie waren eine der ersten Mannschaften in Bayern und somit Gründungsmitglied der Liga. Seit dem Start konnten die Rothenburger „Ritter“ bislang in jeder Saison eine Mannschaft stellen, erklärt Philipp Kimmelmann nicht ganz ohne Stolz.
Und damit das so bleibt, wirbt man nun gezielt um neue Spieler. Zwar läuft man noch lange nicht Gefahr die nötige Anzahl an Teammitgliedern nicht zusammenzubekommen und aufgrund des sehr geringen Verletzungsrisikos muss der Coach auch nicht mit dem Ausfall von Spielern rechnen. Doch allein um ein altersgerechtes Spiel zu ermöglichen sollte man idealerweise doch schon eine gewisse Mannschaftsstärke aufweisen. Die Flag-Jugend ist in eine U11-, U13- und U15-Mannschaft aufgeteilt. Das Training wird jedoch zusammen bestritten. „Die Kleinen lernen es von den Großen“, so die Devise des Head Coachs. Und grundsätzlich spielt es für das bloße Einstudieren der Spielzüge auch keine Rolle, ob eine 9-Jährige gegen einen 14-Jährigen antritt. Ein paar altersspezifische Übungen gibt es aber dann doch.
Keine Geschlechtertrennung
Beim Flagfootball spielen zudem auch Jungen und Mädchen Seite an Seite – zumindest bis sie 16 Jahre alt sind. Denn dann rücken die Jungen in die A-Jugend im Tackle-Football auf. Für die Mädchen bleibt dann die Wahl zwischen einem Wechsel zu den Cheerleadern oder zu einem anderen Verein mit einer Damenmannschaft. In Rothenburg gibt es bislang drei weibliche „Ritter“ in der Jugend. In manchen Mannschaften, so Philipp Kimmelmann liege das Geschlechterverhältnis aber durchaus bei 50 zu 50.
Der Zeitpunkt gerade jetzt bei den Flagfootballern einzusteigen, oder zumindest mal zu schnuppern, ist ideal. Denn anders als bei vielen anderen Sportarten richtet sich die Saison beim Flagfootball nach dem Kalenderjahr. Man befindet sich also gerade in der Vorbereitungsphase. Zweimal pro Woche wird trainiert: Im Winter montags von 18 bis 20 Uhr in der Mehrzweckhalle und samstags von 9 bis 11 Uhr in der Dreifachsporthalle in der Bleiche. Im Sommer wechselt man auf den Sportplatz im Heckenacker (die Zeiten bleiben aber gleich).
In der Halle und draußen
Auch die Spielsaison teilt sich auf in eine Hallensaison, wo jeweils fünf gegen fünf gespielt wird, und eine Freiluftsaison, bei der dann jeweils neun Spieler einer Mannschaft gegeneinander antreten. Eine Partie dauert zweimal 20 Minuten bei durchlaufender Zeit (anders als beim American Football). Dementsprechend absolviert man in der Flag-Jugend auch praktischerweise Mehrfachspieltage.
„Es sind keine besonderen körperlichen Voraussetzungen erforderlich, um mit Flagfootball anzufangen“, betont Philipp Kimmelmann, der selbst drei Jahre lang bei den Bad Mergentheim Cardinals spielte, bevor er zu den Franken Knights wechselte.
Kräftige Spieler im Alter von 5 bis 14 Jahren werden genauso gesucht wie flinke Verteidiger, wendige Ballträger und großgewachsene Passem-pfänger. Grundsätzlich kann man die Position, auf der man spielen möchte, wählen. Die vier Trainer haben dennoch ein Auge darauf, ob das dann auch passt. Schließlich kann nicht jeder der nächste Tom Brady sein. Zwar sind Footballspieler positionsspezifisch angelernt, erklärt der Head Coach. Doch die Jugend möchte man noch breit gefächerter halten.
Beim Flagfootball werden Teamgeist, körperliche Fitness, Koordination, Beweglichkeit und Durchsetzungsvermögen gefördert. Schnelligkeit und Wendigkeit sind wichtiger als die reine physische Kraft. In vielen Sportarten spielt die Taktik eine große Rolle – beim Football aber auf noch offensichtlichere Weise. Denn jeder einzelne Spielzug wird vom jeweiligen Coach angesagt. „Football ist Schach der Trainer gegeneinander mit den Figuren, die man selbst trainiert hat“, sagt deshalb Philipp Kimmelmann. Damit aber die gegnerische Mannschaft sich nicht auf die Ansage des Coaches einstellen kann, hat jedes Team seine eigenen Bezeichnungen für die einzelnen Spielzüge. Der Coach sagt dem Quarterback an der Seitenlinie den Spielzug beziehungsweise das nächste „play“ an, der dies im sogenannten „huddle“, also in einem Kreis, seinen Mitspielern weitergibt. In der Profiliga sind Coach und Quarterback übrigens per Funk miteinander verbunden.
Als Schulsport geeignet
Dank dieser Vorgabe der Lauf- und Passwege ist man als neuer Spieler schon nach wenigen Trainingsstunden in der Lage, bei einem Spiel mitzuwirken. Daher bietet sich Flagfootball auch für den Sportunterricht in Schulen an, findet Philipp Kimmelmann. Und auch beim Sommerferienprogramm wird morgens trainiert und nachmittags schon gespielt.
Viele der Begriffe im Flagbfootball, etwa „Defense“ (Verteidigung) und „Offense“ (Angriff) sind auf Englisch. Die Erklärungen finden aber trotzdem auf Deutsch statt – wenn nicht gerade ein amerikanischer Spieler der 1. Football-Mannschaft beim Training mitwirkt. Dann gibt es praktisch eine Englischstunde umsonst, meint der Head Coach mit einem Augenzwinkern. -mes- (Fotos: Scheuenstuhl)