Als neuer „Franken Knights“-Präsident sieht Dr. Joachim Gleiß seinen Verein bereit für viele Herausforderungen

 

ROTHENBURG – Neuer Schwung für bevorstehende Aufgaben bei den „Franken Knights“: Eine frisch formierte Führungsmannschaft setzt darauf, den um einstige Stärke ringenden Verein konsolidieren und stabilisieren zu können. Und sportlich? Auch da scheinen die Zeichen auf Aufbruch zu stehen. Wir sprachen mit Dr. Joachim Gleiß (50), der vor kurzem das Amt des Vereinspräsidenten übernommen hat.

Vor zwölf Jahren war er schon einmal ans Ruder gekommen bei den Franken Knights und hatte sich in einer schwierigen Zeit zur Verfügung gestellt. Jetzt zeigt er in einer herausfordernden Phase erneut Verantwortung und meldet sich zurück an der Spitze des Rothenburger Football-Vereins. Was unterscheidet seinen Schritt von damals von dem jetzt und wie sehen die Perpektiven aus? Diesmal habe er den Posten in einer Krise übernommen, die zu Ende geht, betont der neue „Franken Knights“-Präsident. Damals habe er aufgehört, als der Weg der Mannschaft in die 1. Liga führte. Was folgte, sei sportlich und für den Verein eine Katastrophe gewesen, sagt Joachim Gleiß. Das vergangene Jahr umschreibt er als schwierig. Bei dieser Gelegenheit spricht er den beiden Stellvertreterinnen und in ihren Ämtern bestätigten Ines Holzhauser und Dominique Winkle das Kompliment aus, den Verein durch die schwierige Phase ohne Präsident geführt zu haben. Sein Vorgänger Thomas Geißendörfer, der 2015 nach vier Jahren als Stellvertreter an die Spitze gewählt worden war, hatte sein Amt vor Monaten niedergelegt.
Vor allem Verletzungspech sei es aus seiner Sicht gewesen, was der ersten Mannschaft der „Ritter“ in der zweiten Liga zu schaffen machte in der vergangenen Saison und zum Abstieg führte: „Gleich 15 verletzte Starter, das kann kein Team ausgleichen.“ Fast zwei Monate vor Beginn der Punkterunde herrscht bei den „Franken Knights“ Zuversicht, diesmal gut dabei zu sein. Zu schnell sollten die Bäume freilich nicht in den Himmel wachsen. Es gehe erst einmal darum, den Verein wieder zu stabilisieren und vor allem auch aus dem eigenen Nachwuchs eine auf Jahre hinaus erfolgreiche Mannschaft für den Rundenbetrieb zu formen, die dort von sich aus bestehen kann, betont Joachim Gleiß. Der Aufstieg steht dabei nicht unbedingt auf der Wunschliste. „Lieber in der dritten Liga bleiben und gewinnen,“ wünscht sich der frischgewählte Präsident nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Stimmung im Stadion: „Die Leute wollen doch Party haben.“ Sportliches Ziel für die kommende Saison? Ein Platz unter den ersten Drei. Wenn die Zeichen nicht trügen, könnten sich die „Ritter“ realistische Hoffnungen darauf machen. Schließlich wird sowohl der Trainerstab als auch der Spielerkader teils durch glückliche Umstände überaus namhaft verstärkt worden.

Headcoach Jason Olive

„Praktisch aus dem Nichts,“ wie Joachim Gleiß nicht ganz ohne Stolz vermerkt, ist es gelungen, einen Stab von zehn qualifizierten Coaches aufzubauen. Mit Jason Olive führt ihn ein alter Bekannter an, der schon vor dem Aufstieg in die 1. Bundesliga bei den „Knights“ war, dann aber wieder zurück musste in die Staaten. Inzwischen in Stuttgart stationiert, ist es für ihn Ehre und Auftrag zugleich, als Chef des Trainerstabs seine „Ritter“ wieder zu alter Stärke zu führen. Auch seine beiden jüngeren Söhne sind begeisterte Footballer und für die „Knights“ aktiv. Sie spielen im „Flag“-Team der U15 beziehungsweise in der Jugend der „Ritter“. Jason Olive verbindet mit Joachim Gleiß eine langjährige Freundschaft. Wenn er sich in Rothenburg zu Trainingszwecken und zu Spielen aufhalten wird, bezieht er mit seiner Familie im Haus des Präsidenten Quartier.

Auch vor der kommenden Saison verstärken sich die „Ritter“ wieder mit Spielern aus dem Land des American Football. Allerdings fahren sie die Anzahl, verglichen zu früher, etwas zurück. Mit Kellen Westering kommt diesmal ein erfolgreicher Spross aus einer richtig großen Footballer-Dynastie nach Rothenburg. Vater und Großvater haben als Coach einen vorzüglichen Ruf. „Die ganze Familie lebt und liebt diesen Sport“, freut sich der „Knights“-Präsident über die Verpflichtung des Amerikaners als Quarterback und Wide-Receiver. Jason Olive war ganz aus dem Häuschen, als er von dessen bevorstehender Unterschrift erfuhr. Kellen ist gerade als Offensive MVP (Most Valuable Player = wertvollster Spieler) seiner Mannschaft gewählt und erneut als All-Conference Spieler ernannt worden.
Sozusagen im Paket mit Kellen kommt sein Cousin Jason  Johnson zu den „Rittern“. Er ist ein Aushängeschild des Football-Sports, spielte überaus erfolgreich als Quarterback und gewann zahlreiche Meisterschaften in der ganzen Welt. 2001 bis 2002 war er der von Anfang an eingesetzte Quarterback der Universität von Arizona und erreichte dort Auszeichnungen wie den „Honorable Mention All Pac 10“ und den „Academic All American“. Nach seiner erfolgreichen College Football Karriere wurde er von den Edmonton Eskimos verpflichtet. Er spielte dort von 2004 bis 2006 und gewann die kanadische Meisterschaft, den Grey Cup. 2004 gründeten Jason und seine zukünftige Frau die Filmproduktions-Firma Jason Ryan Creative, die mit ihrer Serie „Football forLife“ derzeit über 12 Millionen Zuschauer hat.

Jason freut sich darauf, dieses Jahr mit dem Herrenteam zu arbeiten und hoffentlich zahlreiche Touchdowns auf die jungen Receiver und auf seinen Cousin Kellen zu werfen. „Beide sind gute Trainer und werden auch unsere Jugendmannschaft betreuen,“ freut sich Joachim Gleiß über den Doppeleffekt. Auf diesem Weg kann weiter an jenem Fernziel gearbeitet werden, das der Präsident im Auge hat: Einmal ohne amerikanischen Quarterback auskommen. Mit Jugend-Quarterback Laurin Holzhauser (17), der schon als Siebenjähriger bei den „Rittern“ mit dem Football begann, verfügen sie über ein ausgesprochenes Talent aus eigenen Reihen, das in dieser Hinsicht zu größten Hoffnungen Anlass gibt. Als Zehnjähriger war er auf dieser Position in der U15 eingesetzt und verfehlte den bayerischen Titel nur knapp. Auch über Holzhauser hinaus gilt für den Präsidenten der „Ritter“: „Wir wollen, dass unser Nachwuchs bei uns auch wirklich zum Einsatz kommt.“ Was bedeutet, dass auf lange Sicht aus eigenen Kräften ein schlagkräftiges, spielfreudiges Team gebildet werden soll. Die Nachwuchsmannschaften sind in solchen Klassen und mit solchen Erfolgen unterwegs, dass die Basis dafür auf jeden Fall gegeben wäre.

Dr. Joachim Gleiß Foto: Weber

Darüber hinaus denkt Joachim Gleiß an eine noch engere Zusammenarbeit der beiden Footballvereine in Westmittelfranken, also in diesem Fall mit den Ansbach Grizzlies, wenn auch der Verband erst einmal einen Riegel vorgeschoben hat. Im Jugendbereich funktioniert die Kooperation bestens und warum sollte sich das nicht auch im Seniorenbereich machen lassen? „Wir können hier in unserem Bereich nur überleben, wenn wir zusammenarbeiten,“ betont der Knights-Präsident. Den Football in Rothenburg als Sportart Nummer zwei hinter dem Handball und noch vor dem Fußball zu platzieren, das hat sich Joachim Gleiß fest vorgenommen. In seinem Führungsteam sieht er sich bestens unterstützt und muss sich nicht um alles selber kümmern. 220 Mitglieder hat der Verein derzeit. Die 300er Marke sollte sich bald wieder knacken lassen, meint er.                            -ww-

 

Fränkischer Anzeiger vom 4. März 2017: Der Jounalist Werner Weber interviewte Dr. Joachim Gleiß.